Was du beim Yoga zuerst verlernen musst

Was du beim Yoga zuerst verlernen musst

 

Ein Einstieg für alle, die nicht gelenkig sind – aber offen

 

Viele Menschen glauben, Yoga beginne mit einer Dehnung. Oder mit einer Matte. Oder mit einem bestimmten Kurs, der nach einem vorgegebenen Schema ablaufen muss. Andere glauben, sie seien zu unbeweglich, zu alt, zu gestresst oder zu rational. Sie denken, Yoga sei etwas für Menschen, die ruhige Musik hören, Mandalas malen und sich für Chakren interessieren.

Und genau da liegt das erste Missverständnis.

Yoga beginnt nicht mit Können. Yoga beginnt dort, wo du aufhörst, etwas Bestimmtes aus dir zu machen. Es ist keine Sportart und keine Technik. Es ist auch keine Aufgabe, die du erfüllen musst. Yoga ist ein Raum, in dem du wieder bei dir ankommen kannst – wenn du bereit bist, ein paar Dinge loszulassen.

 

Du musst nichts können. Aber du wirst etwas verlernen.

 

Das Überraschende an Yoga ist nicht das, was man lernt – sondern das, was man nach und nach nicht mehr braucht: Das ständige Bewerten. Das Mitziehen. Das innerliche Antreiben. Die Idee, dass man "gut" sein muss. Oder besser als gestern. Oder wenigstens nicht schlechter.

Was du stattdessen brauchst? Präsenz. Und Bereitschaft. Die Bereitschaft, zu spüren, was gerade da ist – im Körper, im Atem, im Kopf. Und das anzunehmen, ohne gleich etwas daraus machen zu müssen.

 

Die drei hartnäckigsten Missverständnisse – und was dahinter steckt

 

  1. „Ich bin nicht gelenkig genug.“

Gut so. Denn die meisten Verletzungen im Yoga entstehen nicht durch steife Körper, sondern durch ehrgeizige. Es geht nicht darum, ob dein Brustkorb den Boden berührt, sondern ob du überhaupt mitbekommst, wie du atmest. Beweglichkeit ist kein Maßstab. Nur ein Zustand, der sich verändert – wie Stimmung, Wetter oder Lebensphase.

  1. „Ich schaffe es nicht, den Kopf auszuschalten.“

Niemand schaltet den Kopf aus. Und das ist auch nicht das Ziel. Es geht darum, nicht jedem Gedanken sofort hinterherzulaufen. Manchmal hilft schon der Satz: Ah, interessant, was da wieder los ist. Dann atmest du. Und bleibst. Das ist mehr Yoga als 50 Sonnengrüße.

  1. „Ich weiß nicht, ob ich’s richtig mache.“

Niemand weiß das immer. Selbst erfahrene Lehrer:innen erleben Tage, an denen der Körper sich querstellt. Du wirst spüren, wann eine Bewegung stimmig ist – und wann nicht. Und genau das ist Yoga: Spüren. Nicht Beweisen.

 

Drei einfache Einstiegsübungen – ohne Matte, ohne Anleitung

 

Diese Miniübungen brauchen keinen Kurs und keine Vorbereitung. Du kannst sie jetzt gleich machen. Und du wirst merken: Es verändert etwas. Kaum erkennbar - aber spürbar.

1. Stehen und nichts tun

Stell dich hin. Füße hüftbreit, Arme locker. Spür den Boden. Atme. Nichts verändern. Einfach da sein. Zwei Minuten. Beobachte, wie schwer oder leicht du dich fühlst. Mehr nicht.

2. Schultern bewusst loslassen

Einatmen – Schultern leicht heben. Ausatmen – Schultern nach hinten unten sinken lassen. Drei Atemzüge lang. Und dabei wahrnehmen, was sich verändert. Nicht bewerten. Nur spüren.

3. Sitzen mit dem Atem

Setz dich bequem. Augen offen oder geschlossen. Atme – so, wie du jetzt atmest. Lass alles so, wie es ist. Nur wahrnehmen, wie die Luft kommt. Und wieder geht. Zwei Minuten.

 

Warum das Yoga ist – auch wenn es unspektakulär wirkt

 

Weil du wieder bei dir bist. Weil du etwas wahrnimmst, ohne es zu korrigieren. Weil du dich spürst, ohne dich zu manipulieren. Und genau da beginnt etwas Neues: nicht, weil du dich verbiegst – vielmehr weil du aufhörst, dich zu übergehen.

 

Fazit: Yoga ist kein Ziel. Es ist ein Angebot.

 

Wenn du beginnst, dir selbst Raum zu geben – ohne Bedingungen, ohne Optimierungsdruck –, dann bist du längst mittendrin. Du brauchst dafür keine Asana-Reihe, keine Musik, keine Guru-Stimme. Du brauchst nur dich selbst – ungestylt, unvorbereitet, wach.

Der Einstieg ist nicht der Sonnengruß. Der Einstieg ist der Moment, in dem du bereit bist zu hören, was wirklich da ist.

Und das ist viel. Sehr viel.

 



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