Chanten von AUM: Wie Klang deinen Körper, Geist und Energie verbindet
Der Alltag fordert meist viel von uns – Konzentration, Reaktion, Anpassung und eine anhaltende Spannung, die sich oft körperlich und geistig bemerkbar macht. Zwischen Terminen, Gedanken und digitalen Reizen bleibt oft wenig Zeit für bewusste Pausen. Gerade deshalb kann es hilfreich sein, sich regelmäßig für ein paar Minuten auf etwas Einfaches zu konzentrieren: die eigene Stimme.
Das Chanten von AUM ist eine bewährte Praxis, die leicht umzusetzen ist und spürbare Wirkung entfalten kann. Im Mittelpunkt stehen der gesprochene Klang, der Atemfluss und das bewusste Wiederholen der Silben.
Was bedeutet Chanten?
Chanten (aus dem Englischen to chant, gesprochen: „Tschanten“) bedeutet, einen Laut oder eine Silbe wiederholt auszusprechen – mit Aufmerksamkeit und gleichmäßigem Rhythmus. In der altindischen Tradition nennt man das Japa (जप): das wiederholte Rezitieren eines Klangs, laut, leise oder innerlich.
Beim Chanten liegt der Fokus auf der körperlichen Wahrnehmung von Klang und Schwingung. Klang verändert die Atemtiefe, beeinflusst den Herzrhythmus und kann helfen, Spannungen zu lösen.
Warum AUM?
AUM ist ein Laut, der sich aus drei Klangelementen zusammensetzt: A, U und M. Jeder dieser Teile steht in der yogischen Tradition für eine bestimmte Ebene des Seins – körperlich, emotional-mental und geistig-feinstofflich.
Diese Ebenen lassen sich beim Chanten auch körperlich spüren. Das „A“ erzeugt Vibrationen im Bauchraum, „U“ breitet sich im Brustkorb aus, und „M“ klingt bis in den Kopf- und Stirnbereich hinein. Der gesamte Klangverlauf aktiviert damit unterschiedliche Bereiche des Körpers – hörbar, fühlbar, verbindend.
Was im Körper geschieht
Die Wirkung des AUM-Chantens lässt sich nicht nur subjektiv erfahren, sondern auch physiologisch erklären. Verschiedene Beobachtungen und Studien zeigen, wie Klang und Wiederholung auf das Nervensystem, das Gehirn und den Körper insgesamt wirken:
Vagusnerv: Das Summen beim „M“ regt den Vagusnerv an, der an der Steuerung von Herzfrequenz, Verdauung und Entspannungsreaktionen beteiligt ist. Die Aktivierung dieses Nervs kann das autonome Nervensystem beruhigen und körperliche Anspannung reduzieren.
Hirnwellen: EEG-Messungen zeigen eine Zunahme von Alpha- und Theta-Wellen – Frequenzen, die mit Konzentration, Klarheit und innerer Ruhe in Verbindung stehen.
Klangvibrationen: Die entstehenden Schwingungen wirken auf Gewebe, Organe und das endokrine System – etwa auf Hypophyse und Schilddrüse. Diese Vibrationen sind spürbar und können regulierend auf hormonelle Prozesse und das Energiefeld des Körpers wirken.
Stressreduktion: Regelmäßiges Chanten kann nachweislich den Cortisolspiegel senken. Viele Praktizierende berichten von verbessertem Schlaf, größerer innerer Stabilität und einem klareren Kopf.
Zwei einfache Wege, AUM zu chanten
Es gibt zwei einfache Arten, AUM zu chanten. Du kannst ausprobieren, welche sich für dich stimmiger anfühlt:
1. Die Laute einzeln sprechen:
Sprich A, U und M jeweils siebenmal – nacheinander und mit voller Aufmerksamkeit. Jeder Laut wird so lange gehalten, wie dein Atem reicht. Dabei entsteht ein gleichmäßiger Klang, der sich mit der Ausatmung entfaltet: Aaaaaa, Uuuuuu, Mmmmmm. So kannst du gut spüren, wie sich jeder Klang im Körper ausbreitet: das „A“ im Bauch, das „U“ in der Brust, das „M“ im Kopf. Diese Variante eignet sich gut, um die Wirkung gezielt wahrzunehmen.
2. AUM als durchgehenden Klang:
Lass den Laut von einem offenen „A“ über „U“ bis zum summenden „M“ fließen. Alle drei Anteile sollten etwa gleich lang sein. So entsteht ein gleichmäßiger Rhythmus, der den ganzen Körper einbezieht.
Du kannst beide Formen ausprobieren – morgens, vor dem Schlafen oder einfach zwischendurch. Sieben oder einundzwanzig Wiederholungen sind ein guter Rahmen, aber du bestimmst selbst, was passt.
AUM-Meditation in drei Schritten
Diese kurze Übung dauert fünf bis sieben Minuten und kann dir helfen, zur Ruhe zu kommen und die Wirkung von AUM direkt zu erleben.
1. Vorbereitung
Setz dich aufrecht und bequem hin. Leg die Hände locker auf die Oberschenkel und schließ die Augen. Atme ein paar Mal tief durch die Nase ein und durch den Mund aus.
2. AUM chanten
Sprich AUM sieben- oder einundzwanzigmal. Lass jeden Klang bewusst entstehen: „A“ (gesprochen „aaa“) im Bauch, „U“ (gesprochen „uuu“) in der Brust, „M“ (gesprochen „mmm“) im Kopf. Mach zwischen den Wiederholungen immer kurze Pausen.
3. Nachspüren
Bleib danach noch einen kleinen Moment sitzen. Beobachte, wie sich dein Atem anfühlt, dein Körper, dein Kopf. Wenn du soweit bist, öffne langsam die Augen.
Fazit
Das Chanten von AUM ist eine einfache Möglichkeit, zur eigenen Mitte zurückzufinden. Es braucht keine Vorbereitung, keine besonderen Techniken – nur ein paar Minuten Zeit und die Bereitschaft, die eigene Stimme bewusst einzusetzen. Die Wirkung zeigt sich oft schon bei der ersten Übung: ein ruhigerer Atem, ein klarerer Kopf, ein verändertes Körpergefühl.